15. Juli 2002
…besagt die alte TV-Quotenregel.
Trotzdem waren wir uns unsicher, wieviel man wirklich davon im Fernsehen zeigen kann, wenn eine eigens eingeflogene Fachkraft im Zoo Münster stundenlang und in mühseliger Handarbeit damit beschäftigt ist, einem Nashorn eine Ladung Bullensperma zu entlocken.
Ob das Tier auch nur ansatzweise Vergnügen an ihren Bemühungen hatte, erschloss sich bis zum Finale nicht. Der Hintergrund für diese Aktion war allerdings mehr als ehrenwert. Wenn ich mich richtig erinnere, gab es zu diesem Zeitpunkt in freier Wildbahn nur noch drei direkte Artgenossen von Harry.
Im Zoo wohnte zwar gleich nebenan eine Breitmaulnashorn-Dame. Die allerdings war deutlich älter als der Jungbulle und gab deutlich zu verstehen, dass sie an zwischennashornlichen Aktivitäten mit einem Heranwachsenden keinerlei Interesse hatte. Und so ließ der Zoo schließlich die Spezialistin einfliegen, die -mitsamt ihrer eigens konstruierten künstlichen Vagina- Harry schließlich ein paar Tropfen des ersehnten Erbguts entlockte.
Und dann wurde der Dreh zu meinem ganz persönlichen Albtraum. Denn nach erfolgreicher Entsamung, wollte ich nur mal ganz kurz von oben in das Reagenzglas filmen, in dem sich das kostbare Nass inzwischen befand und versuchte die Hand der Dame zu steuern, die die Probe hielt. Sie wiederum dachte, ich würde das Glas übernehmen – und ließ los. Und so lag das Ergebnis stundenlanger Mühen von einer Zehntelsekunde auf die andere auf dem Gehegeboden.
Zwar ließ sich noch einiges retten und schnell stellte sich auch heraus, dass die Spezialistin Harry auch schon einen Tag vorher, und zudem noch deutlich erfolgreicher, zu Leibe gerückt war – und dennoch: In der darauffolgenden Nacht träumte ich von Nashornbabys, die mich vorwurfsvoll anstarrten und murrten: „Wegen Dir werden wir jetzt nicht geboren!“