März 1997 Slangkop Lighthouse, Kommetje, Südafrika
Das hier ist eines der teuersten Bilder, die ich je gemacht habe. Vielleicht geht es ja als sehr eigene Form des Expressionismus durch. Entstanden ist es jedenfalls ziemlich unfreiwillig.
Es war der letzte Tag in Südafrika. Auf dem Rückweg von der Kap-Halbinsel nach Kapstadt hatten wir ihn hier entdeckt, den Slangkop Leuchtturm bei Kommetje. Perfektes Motiv um den Film vollzukriegen. (Neunziger! Analoge Kameras! Die Älteren erinnern sich vielleicht.)
Diese Ansicht hier war schon ganz nett, aber ein bißchen mehr Meer sollte noch mit aufs Bild. Also runter an die Felskante. Die war leider da zu Ende, wo ich den besten Bildausschnitt vermutet hatte. Ein Schritt zu viel und es ging abwärts. Der darauf folgende Aufprall fand genau zwischen zwei großen Felsen im Wasser statt. Gut für mich, schlecht für die Kamera.
Bei der Landung muss ich noch einmal auf den Auslöser gedrückt haben. Ergebnis: Das erste und letzte Unterwasser-Foto meiner Spiegelreflex. Zum guten Schluß spulte sie immerhin noch den Film zurück. Und das war’s dann. Wie die Bilder erahnen lassen, war schon zu viel Seewasser ins Gehäuse eingedrungen.
Die Probleme begannen da aber gerade erst.
Denn nicht nur die Kamera hatte Beschädigungen. Offenbar war ich doch nicht so sauber zwischen den Felsen gelandet, wie ich in dem Moment geglaubt hatte. Zumindest blickte mir der Typ aus dem Hostel, mit dem ich unterwegs war, ziemlich entsetzt entgegen, als ich mühsam wieder nach oben kletterte. Dann erst bemerkte ich das rote Rinnsal das von meinem Kopf aufs T-Shirt tropfte.
Für die dann doch etwas größere Wunde wäre ein Verband und somit die Fahrt zu einer Apotheke nicht schlecht, beschlossen wir.
Im Leihwagen wartete dann allerdings die nächste Unannehmlichkeit. Um das Auto zu starten, brauchte man damals nicht nur einen Schlüssel, sondern auch einen Sicherheitschip, den man neben der Zündung in einen Stecker schieben musste.
Diesen Chip hatte ich in der Hosentasche gehabt beim entscheidenden Schritt zu viel. Dementsprechend war er innen noch feuchter als die Kamera. Alle Versuche die Karre zu starten, den Chip duchzupusten, ihn in der Luft herumzuwedeln, sahen bestimmt gut aus, halfen aber gar nichts.
Hilfe anderswo war auch nicht in Sicht. Unser Wagen stand sehr allein auf dem sehr großen Parkplatz. Wo sind die Touristenhorden wenn man sie braucht?
Also, was tun?
Heute käme wohl niemand mehr auf die Idee bei einem Leuchtturm anzuklopfen. Damals half es.
Denn 1997 gab es in Südafrika tatsächlich noch Leuchtturmwärter. Der vom Slangkop Lighthouse blickte ziemlich entsetzt auf den blutüberströmten Typen mit dem Chip in der Hand, als er die Tür öffnete.
Allerdings beruhigte er sich auch schnell wieder, nachdem ich ihm die Situation erklärt hatte – und dann sprintete er los. Über die Hügel bis zum benachbarten Haus. Dort gab es offenbar einen Föhn. Eine gute Viertelstunde später war der Wärter zurück – mit einem komplett durchgetrockneten Chip.
Das half. Der Wagen sprang an. Der Mann vom Leuchtturm grinste sehr zufrieden, verweigerte alle Spendenversuche und erklärte den Weg zur nächsten Pharmacy.
Dort angekommen beeindruckte den Herrn hinterm Apotheken-Tresen das rote T-Shirt zum Glück nicht weiter. Der Kopf war inzwischen gut angekrustet und so durfte ich mit einem einfachen Wickelverband weiterfahren.
Das Beste: Irgendwie habe ich es damals geschafft, dass kein einziger Tropfen Blut auf dem Leihwagensitz gelandet war.
Und dass Wochen später ein Arzt in Deutschland meinte „Hm. Das hätte aber genäht werden müssen.“ ignorieren wir einfach mal.